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Stolperfallen

Da lernt man etwas über Jahre, gibt es weiter, lebt es selbst und stolpert trotzdem immer wieder. Willkommen in der Realität. Eins kann ich mit Sicherheit sagen, auch wenn uns die Medienwelt etwas anderes vorgaukelt. Niemand, wirklich niemand steht immer über allem, hat sein Leben, seine Emotionen, seinen Scheiss immer im Griff. Auch Therapeuten und Coaches nicht.


Kürzlich bin ich wieder gestolpert. Eigentlich kann ich das mittlerweile besser. Aber es gibt Momente da fall ich immer noch auf meine Euphorie oder meinen Verstand rein.


Human Design lehrt uns, dass ein definiertes Sakral (das sind die mit dem untrüglichen Bauchgefühl) sich nicht fragen sollte, ob es ein JA ist. Denn ein „Ich bin nicht sicher“ ein „Vielleicht“ ein „Ich muss noch überlegen“ heisst ganz einfach „Nein.“ Manchmal nur für den Moment, aber es ist definitiv ein Nein. Bei manchen, wie bei mir, kommt noch die emotionale Autorität dazu. D.h. ein anfängliches Ja, muss nicht zwingend ein Ja bleiben. Das wäre zum Beispiel die Euphorie-Falle. Ich glaube ich bin in diesem Fall gleich in mehrere Fallen getappt.


Was ist passiert?


Nachdem ich die Teilnahme an einem Event in Betracht gezogen und aufgrund der nicht passenden Umstände wieder verworfen habe, wurde ich von einer guten Freundin zu genau diesem Event eingeladen. Ich war überrascht, hab mich mega gefreut und gleichzeitig hatte ich ein ganz stilles, beinahe nicht wahrnehmbares, seltsames Gefühl.


Jetzt sass ich da, mit einem „Wow, ich kann ja doch gehen! So cool!“ Und gleichzeitig tausend Gedanken. „Soll ich oder soll ich nicht?“ Die Kinder (Teenager und mittlerweile ziemlich selbständig) wären alleine für zwei Tage. Sie hätten es übrigens gefeiert. „Ich habe noch kein Hotel und müsste ja morgen schon los. Ne, ich geh nicht. Oder soll ich doch? Eigentlich mag ich nicht. Mir ist nach gemütlich zuhause bleiben. Oder soll ich doch? Will ich denn gehen? Ich wollte ja ursprünglich gehen. Und meine Freundin freut sich, wenn ich gehe.“ Hallo Verstand! Hallo Konditionierung! Verstehst du? Was für ein Muster! Es freut sich jemand, wenn ich mit dabei bin. Und ich freue mich darüber, dass sich jemand freut.


Immer dieser Verstand


Am Tag der Abreise schreibe ich dann trotzdem am Morgen: „Ich komme nicht“. Meine Tochter findet dann aber, ich soll doch gehen. Also ok, wieso eigentlich nicht? Schon wieder eine „Einladung“ von aussen.  Wie viele brauche ich denn noch, um zu kapieren, dass ich gehen sollte? Ein Ticket wurde frei, ich wurde eingeladen, meine Kinder sind happy. Hm?


Also entschied ich mich am Mittag spontan wieder um. Ich hatte 45 Minuten um zu packen und zum Bahnhof zu kommen. Als ich los möchte, regnet es und ich stelle mit Schrecken fest, dass ich mit dem Koffer ja gar nicht das Fahrrad zum Bahnhof nehmen kann. Ausserdem sage ich noch zu meinem Freund, dass ich mich wegen der Kinder schlecht fühle. Blick auf die Uhr. Ohje, ich kann doch nicht gehen, ich schaff den Zug nicht. Es ist schon so spät!


In diesem Moment fährt der Nachbar aus der Tiefgarage, meine Chance! Noch ein Zeichen! Ich frage, ob er mich kurz zum Bahnhof bringt. Tut er. Zug nicht verpasst.


Im Zug sitzend, sehe ich auf der App, dass die zweite Anschlussverbindung „unbestimmte Verspätung“ hat. Schon regt sich in mir wieder dieses seltsame Gefühl. Ich beschliesse, beim nächsten Umsteigen am Schalter zu fragen. Dort können sie mir jedoch auch nicht weiterhelfen, also fahre ich weiter. Unterwegs dann die Meldung, dass der verspätete Anschlusszug ausfällt. Hm. Seltsames Gefühl. Aber es gibt ja noch eine Verbindung eine Stunde später. Easy. Alles gut. Wirklich?


Während ich dann am Bahnhof warte und versuche, die Zeit zu nutzen, um eine Unterkunft zu buchen, merke ich, dass mein innerer Widerstand immer grösser wird. Mein Blick fällt auf die Anzeigetafel und ich sehe, dass der Zug nachhause 10 Minuten vor meinem Anschlusszug zum Event fährt. Und in diesem Moment sehe ich mich. Ich sehe mich nachhause fahren. Ich sehe mich gemütlich zuhause sitzen. Ich spüre dabei kein seltsames Gefühl. Ich weiss, dass es richtig ist, nachhause zu fahren.


Natürlich quatscht hier der Verstand wieder mit. Natürlich sagt er, du hast dein Bahnticket schon, du hast das Geld ausgegeben, du hast zugesagt, was denken denn die andern? Wie schräg ist es, nachdem alle wissen (danke Instagram, danke ich – ich hab ja den Post gemacht), dass du abgereist bist.


Doch mein Körper will nachhause. Mein Bauch will nachhause. Mein Verstand auch, der hat’s einfach noch nicht kapiert.

Und so sitze ich ein paar Minuten später im Zug in die Gegenrichtung und fühle mich gut. Ruhig. Erlöst von dem zweitägigen inneren Kampf.



Intelligenter Körper


DAS ist das Körpergefühl. DAS ist die Körperintelligenz, die wir so oft ignorieren, weil uns der Verstand irgendwas erzählt und wir ihm glauben. Denn er ist ja das Hirn, er muss es ja wissen. Tut er aber nicht.


Ich habe mich hinreissen lassen von einer tollen Gelegenheit, einem grosszügigen und liebevollen Angebot. Rational erklärbar ist es nicht, warum ich dann lieber zuhause sein wollte. Es gibt keine Begründung. Es war einfach so. Ich hatte für die Reise keine Energie zur Verfügung. Eigentlich habe ich es von Anfang an gewusst. Und genau das erzähle ich meinen Human Design Kunden immer wieder. Dein Körper zeigt dir genau, wofür er Energie hat und wofür nicht.


Jetzt habe ich ein weiteres Beispiel, welches ich zum Verständnis im Reading erzählen kann. Vielleicht habe ich das einfach wieder einmal gebraucht. Und irgendwie fühle ich mich auch stolz und mutig. Naja, ein bisschen. Weil früher – vor Human Design – wäre ich nicht nachhause gefahren. Ich hätte es durchgezogen. Weil ich zugesagt hatte.


Vor allem aber finde ich die Erfahrung auch wunderbar, weil sich das Gelernte immer wieder bestätigt. Es ist zu 100% wahr, was Human Design lehrt.


An alle Generatoren und MG’s da draussen: Wenn du dich selbst fragen musst, ob du etwas willst, dann willst du es nicht. Punkt.



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